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Die Reform kam aus der Mitte.

Karl Hammer

1960 wurde der Physiker Prof. Dr. Karl Hammer zum Direktor des Oskar-von-Miller-Polytechnikums berufen, 1971 war er der Gründungspräsident der Fachhochschule München. Hammer gab wesentliche Impulse zur Ingenieurschulreform und zur Durchsetzung des Hochschulstatus – und wurde so zu einem der Väter der bayerischen Fachhochschulen.

1971 war es soweit: Das Oskar-von-Miller-Polytechnikum wurde eine „Fachhochschule“. Was waren die Gründe?

Den entscheidenden Anstoß gaben die Ingenieurschulen, die das Modell der Fachhochschule entwickelten. Das 1948 einsetzende „Wirtschaftswunder“ steigerte den Bedarf an Ingenieuren außerordentlich – die Bundesrepublik hatte aber erhebliche Defizite bei der Abiturientenzahl im Vergleich zu anderen Industriestaaten. Das Bildungspotenzial, das für die höheren Schulen erschlossen werden musste, waren die Realschüler. Folglich wurde ihnen der Übertritt an die Gymnasien erleichtert. Die begabten Realschüler besuchten aber die Universitäten, die schlechter vorbereiteten Schüler die Ingenieurschulen. Den Realschülern erklärte man, „mit deiner Begabung hast du doch auf der Uni ganz andere Berufsaussichten“. Diese Situation war langfristig unhaltbar: Die Ingenieurschulen mussten Hochschulen werden und eine echte Alternative zum Universitätsstudium darstellen, um auch auf europäischer Ebene attraktiv zu bleiben.

Was ist Ihnen aus der Reformzeit der Ingenieurschulen besonders in Erinnerung geblieben?

Das Zusammenwirken von Studenten und Dozenten an den Ingenieurschulen führte dazu, dass die Bildungsreform der 1960er-Jahre, die sich ja ursprünglich nur auf Gymnasien und Universitäten bezog, auf den Bereich der höheren Fachschulen ausgeweitet hat. Das Bemerkenswerte am Fall der Gründung der Fachhochschulen war für mich: Die Reform kam aus der Mitte der Studenten- und Dozentenschaft und war keine von oben nach unten.

Welchen Rat möchten Sie den Studierenden von heute geben?

Sie sollen so engagiert und mutig wie ihre Vorgänger sein. Ich erinnere mich z. B. daran zurück, wie 1968 ungefähr 8.000 bayerische Ingenieurstudenten – darunter fast alle Studenten der Staatsbauschule und des Polytechnikums – zur Großkundgebung an den Wittelsbacher Platz kamen. Sie wollten ihren legitimen Anspruch durchsetzen, ihre Bildungs- und Berufschancen zu verbessern. Dieser Anspruch muss auch in Zukunft bestehen und der Auftrag der heutigen „Hochschule München“ bleiben. Bisher ist das ja wunderbar gelungen!

Dieses fiktive Interview führte Amanda Shala. Als Quellen dienten die Broschüre „Rückblicke auf die Hochschule München“ von Uwe Brockhausen und die Festschrift „10 Jahre Fachhochschule München“.