Sprachassistenten als Tagebuch und Telefonbuch

DTLab-Challenge mit der Alzheimer Gesellschaft München

Auf dem Bild ist ein Kalenderblatt des Monats April zu sehen.

Übersicht

Die Alzheimer Gesellschaft München ist eine Einrichtung der Selbsthilfe und Interessenvertretung von Menschen mit Demenz, deren Angehörigen und Bezugspersonen aus deren sozialem Umfeld. Das gemeinsame Engagement von Angehörigen, Ehrenamtlichen und VertreterInnen verschiedener Berufsgruppen unterstützt häusliche Systeme für Menschen mit Demenz unter Einbeziehung ambulanter, teilstationärer und stationärer Angebote. Über das Co-Creation-Netzwerk M:UniverCity kam es zu der Zusammenarbeit mit dem DTLab.

Auf gesellschaftspolitischer Ebene setzt sich die Alzheimer Gesellschaft für mehr Verständnis und Hilfsbereitschaft in der breiten Öffentlichkeit ein und trägt damit zu steigender Akzeptanz und Integration von Menschen mit Demenz bei.

Auch für Menschen mit Demenz gilt, dass technische Hilfsmittel und mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Geräte, z.B. Smartphones und Spracherkennungssysteme wie „Alexa“, zunehmend Einzug in ihren Alltag halten. Es ist daher wichtig, dass auch sie an der Entwicklung neuer Techniken beteiligt werden. Nur so werden Geräte entstehen, die den Betroffenen tatsächlich nutzen werden.

Problem

Die Studierenden der Lehrveranstaltung „Software Engineering I“ stellten sich folgende zwei Kernfragen, die die Grundlage für neue Ideen bilden sollten:

  • Welche technischen Lösungen können Menschen mit Demenz und/oder Angehörigen und Fachkräften helfen?
  • Hat die Digitalisierung neben Risiken auch das Potential, den Alltag von Demenzkranken insbesondere im Frühstadium zu unterstützen, so dass diese länger ein selbstbestimmtes Leben führen können?

Konkret wurde dann anhand prototypischer Anwendungen untersucht, welches Potential das sprachgesteuerte Assistenzsystem „Alexa“ im Umfeld von Menschen mit Demenz hat.

Ansatz

Mit Unterstützung von Amazon Web Services durchliefen die Studierenden den Innovationsprozess „Working Backwards“. Teil des Prozesses war ein Interview mit einem von Demenz Betroffenen, der ihnen wichtige Fragen zum Leben und dem Umgang mit der Krankheit beantwortete. Die erhaltenen Informationen trugen die Studierenden im Anschluss in sogenannte Empathy Maps ein, die den Einfluss der Krankheit auf Betroffene und Angehörige darstellen sollten.

Dadurch, dass die Krankheit die Erinnerung der Betroffenen stark einschränkt, fragen sie häufig wiederholt nach den gleichen Informationen. Dies stellt nicht nur für sie, sondern auch für die Angehörigen aufgrund des erhöhten Zeitaufwandes und der nötigen Geduld eine Belastung dar.

Die Studierenden versuchten daher, für dieses Problem konkrete Lösungen in Form von Alexa-Anwendungen zu finden. Erste Ideen wurden mit Hilfe der "Crazy-Eight-Ideation"-Methode gesammelt. Die jeweils beste Idee der Teams wurde dann mit Hilfe eines fiktiven Zeitungsartikels („Press Release“) und FAQs (Frequently Asked Questions) detaillierter ausgearbeitet. Die für dieses Problem entwickelten Lösungen setzen dabei auf den Vorteil des Sprachassistenten, Fragen immer wieder gleich ausführlich und geduldig beantworten zu können. In der Prototyp-Phase wurde der Prototyp dann gemäß Scrum dokumentiert und implementiert.

Ein ergänzender Vorteil des Sprachassistenten stellt die Verfügbarkeit auf Abruf dar, die es Betroffenen ermöglicht, von Kontaktpersonen bereitgestellte Informationen immer wieder abzurufen und so möglicherweise auch ihre Einsamkeit etwas zu mildern. Selbstverständlich können die vom Sprachassistenten bereitgestellten Informationen auch direkt von Betroffenen eingestellt werden. Er hätte dann beispielsweise auch die Funktion eines Tagebuchs und könnte sie nach Wunsch an Erlebtes erinnern.

Prototypen

Die Prototypen der vier Teams sind auf Amazon.de zu finden. Sie befinden sich aktuell in der Beta-Testing-Phase. Sobald die Anwendungen veröffentlicht werden, können sie über den Bereich „Skills“ auf der Website aktiviert und ausprobiert werden.

Nächste Schritte

Der Vorstand der Alzheimer Gesellschaft, Peter Sprenger, berichtete auf der Vorstandstagung im Februar 2020 von den erstellten Prototypen. Die Gesellschaft versucht nun, finanziell Unterstützung zu beantragen, um eine der erstellten Anwendungen weiter zu entwickeln.

Lehrende: Gudrun Socher

Datum: 16.01.2020

Dokumente

Eine Auswahl der während der Challenge von den Studierenden erstellten Dokumente finden Sie hier: