Bürgerliche Partizipation durch soziale Informationssysteme

DTLab-Challenge mit der Landeshauptstadt München

Auf dem Bild sieht man, wie sich zwei Menschen die Hand geben. Die Hände scheinen Kindern zu gehören. Von der linken Person sieht man den roten Ärmel.

Übersicht

Die Verwaltung der Landeshauptstadt München ist die größte Stadtverwaltung in Deutschland und beschäftigt über 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da diese festgestellt hatten, dass öffentliche Debatten zunehmend kontrovers und unsachlich geführt werden, traten sie an die Hochschule heran, um in einer gemeinsamen Challenge zu untersuchen, wie sich eine solche Polarisierung durch soziale Informationssysteme verhindern lässt.

Konkreter Anlass war die aktuelle kontroverse Debatte um die Planung von Mobilfunknetzen der fünften Generation („5G“) in Deutschland. Für den Ausbau dieser Netze muss eine große Zahl von neuen Sendemasten errichtet werden, wogegen sich bereits Protest bildet. Andererseits gibt es internationale Beispiele, wie mit Bürgerbeteiligung in ähnlich schwierigen Situationen Entscheidungen getroffen werden konnten, zum Beispiel bei der Wahl einer Endlagerstätte für Atommüll in Finnland. Für die Challenge arbeitete das DTLab mit dem Referat für Arbeit und Wirtschaft und dem IT-Referat der Landeshauptstadt zusammen.

Die Challenge stellte gleichzeitig das Pilotprojekt des Digital Transformation Lab der Hochschule München dar. Im Lauf des Sommersemesters 2019 arbeiteten ca. 25 Studierende der Fakultäten 7 (Informatik und Mathematik), 10 (Betriebswirtschaftslehre) und 12 (Design) zum Thema „Bürgerliche Partizipation durch soziale Informationssysteme“.

Problem

Ausgehend von der Frage: "Wie lassen sich soziale Informationssysteme nutzen, um in gesellschaftlichen Debatten zu moderieren, bevor eine Polarisierung eintritt?" erforschten die Studierenden in Kleingruppen zunächst die gesellschaftlichen und technischen Hintergründe des Problems und erarbeiteten daraufhin digitale Systeme, die hier zu einer Verbesserung beitragen können.

Ansatz

Die Teams verwendeten die Innovationsmethode "Working Backwards" - eingebettet in ein Real Project des Strascheg Center for Entrepreneurship - und wurden darin von Amazon Web Services unterstützt. Zudem organisierte das DTLab mehrere Termine mit einem Solutions Architect von AWS, der den Studierenden eine Einführung in das Thema Cloud-Computing gab und sie bei der Planung ihrer Prototypen unterstützte.

Ein Schwerpunkt der Lösungsvorschläge lag in der Frage, wie man der Bildung von Filterblasen vorgreifen und eine ganzheitliche, objektive Meinungsbildung ermöglichen kann – verschiedene Gruppen entwickelten hier interessante Lösungen. Außerdem entwickelte eine Gruppe eine Beteiligungsplattform, auf der Bürgerinnen und Bürger Ideen zur Verbesserung des öffentlichen Lebens einreichen können, die dann, wenn es genug Interesse gibt, auf einer lokalen Veranstaltung diskutiert wird.

Das Team "Keyword" geht von dem Problem aus, dass Menschen sich nur oberflächlich und über wenige Quellen zu aktuellen Ereignisse informieren. Dagegen setzt das Team das Konzept einer unabhängigen Nachrichtensuchmaschine, die Beiträge objektiv miteinander vergleicht. NutzerInnen bekommen Artikel aus unterschiedlichen Quellen angeboten und können sich so eine objektive Meinung bilden.

Einen ähnlichen Ansatz wählt Team "NewPinion": Es hat eine News-App entworfen, die Nachrichten mit gegensätzlichen Meinungen präsentiert. Die App vergleicht News aus unterschiedlichen Quellen und leitet ihre NutzerInnen dorthin weiter.

Lehrende: Prof. Dr. Rainer Schmidt, Mirko Franck

01.10.2019

Dokumente

Die Abschlusspräsentationen von zwei der Studierendenteams finden Sie hier:

Darüber hinaus hat Prof. Dr. Rainer Schmidt, einer der Lehrenden, einen englischsprachigen Blogpost zum Thema „Enhancing societal cohesion in Munich through the Digital Transformation Lab Challenge“ veröffentlicht.