(Web-)Apps im Umfeld von Menschen mit Demenz
DTLab-Challenge mit der Alzheimer Gesellschaft München
Übersicht
Die Alzheimer Gesellschaft München ist eine Einrichtung der Selbsthilfe und Interessenvertretung von Menschen mit Demenz, deren Angehörigen und Bezugspersonen aus deren sozialem Umfeld. Das gemeinsame Engagement von Angehörigen, Ehrenamtlichen und VertreterInnen verschiedener Berufsgruppen unterstützt häusliche Systeme für Menschen mit Demenz unter Einbeziehung ambulanter, teilstationärer und stationärer Angebote. Über das Co-Creation Netzwerk M:UniverCity kam es zu der Zusammenarbeit mit dem DTLab.
Auf gesellschaftspolitischer Ebene setzt sich die Alzheimer Gesellschaft für mehr Verständnis und Hilfsbereitschaft in der breiten Öffentlichkeit ein und trägt damit zu steigender Akzeptanz und Integration von Menschen mit Demenz bei.
Technische Hilfsmittel gehören inzwischen zum Alltag. Diese Selbstverständlichkeit, mit digitalen Technologien wie Smartphones oder auch Web-Apps umzugehen, haben wir in dieser Challenge genutzt, um Menschen mit Demenz Unterstützung zu leisten.
Problem
Welche technischen Lösungen können Menschen mit Demenz und/oder Angehörigen und Fachkräften helfen?
Digitale Technologien bieten großes Potenzial, um Personen mit Demenz in unterschiedlichen Stadien so zu unterstützen, dass sie so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen können. Neben der Herausforderung, einfache und intuitive Benutzerschnittstellen bereitzustellen, müssen die Unterstützungssysteme auch einen erkennbaren Wert für die betroffenen Personen liefern. Die Challenge untersuchte diese Fragestellung ergebnisoffen.
Ansatz
Acht Teams haben im Rahmen der Lehrveranstaltung "Software Engineering I" (Studiengang B.Sc. Informatik) prototypische Apps und Web-Apps erstellt, die sich an Menschen mit Demenz im frühen Stadium richten.
Es wurde - mit Unterstützung von Amazon Web Services (AWS) - der Innovationsprozess "Working Backwards" verwendet. Ein von Demenz Betroffener stand für eine Stunde Rede und Antwort vor einer Gruppe von ca. 60 Studierenden. Die gewonnenen Informationen trugen die Studierenden anschließend in Empathy Maps für Betroffene und Angehörige zusammen.
In den Teams wurden mit Hilfe der "Crazy-Eight-Ideation"-Methode Ideen für Apps entwickelt. Die jeweils vom Team am besten bewertete Idee wurde mit Hilfe eines fiktiven Zeitungsartikels (gen. Press Release) und FAQs (Frequently Asked Questions) detaillierter ausgearbeitet. In der Prototypen-Phase wurden die Ideen gemäß Scrum implementiert und dokumentiert.
Das Ergebnis sind acht Apps für Menschen mit Demenz:
- Stark vereinfachte Benutzerschnittstelle für Smartphones, als Launcher, um Demenzerkrankten die Verwendung von Smartphones zu erleichtern.
- Hilfe beim Finden bekannter Wege, im Falle von Orientierungsschwierigkeiten.
- Lern-App um wichtige und selbstdefinierte Personen weiter identifizieren zu können und das Gesichts- und Namensgedächtnis zu trainieren.
- Textuelle- bzw. Video-Beschreibungen von Alltagsabläufen mit Hilfe von QR-Codes, die an Alltagsgegenständen angebracht werden können.
- Ortsabhängige Checklisten, die je nach Position des Demenzerkrankten daran erinnern, welche Aktivitäten geplant waren.
- App zur Unterstützung von Personen, die einen bestimmten Lokalisierungsbereich verlassen haben. Hilft dabei sich zurecht zu finden und z.B. den Weg nach Hause zu finden.
- Web-App für das Kontaktieren anderer Demenzerkrankter, um ein Netzwerk zu bilden und sich gegenseitig Hilfestellung zu leisten.
- App für die Unterstützung beim Einkauf, z.B. zur Identifizierung und zum Finden von Waren.
Jedes Team entwickelte einen lauffähigen Prototypen. Feedback wurde während des laufenden Projekts und zum Projektende von Betroffenen, Angehörigen und von MitarbeiterInnen der Alzheimer Gesellschaft eingeholt.
Lehrender: Prof. Dr. Thomas Kofler
Datum: 16.01.2020
Dokumente
Eine Auswahl der während der Challenge von den Studierenden erstellten Dokumente finden Sie hier: