MiA

Machtmissbrauch in Academia sichtbar machen und präventiv begegnen

Ronja Philipp, Lina Spagert, Dr. Manuela Tischler

Laufzeit: 01.03.2025 - 29.02.2028

Das geplante Forschungsvorhaben MiA (Machtmissbrauch in Academia sichtbar machen und präventiv begegnen) zielt darauf ab, Machtmissbrauch an Hochschulen in seiner Komplexität empirisch zu erfassen, ihn sichtbar zu machen und darüber hinaus Handlungsempfehlungen zur Eindämmung von Machtmissbrauch zu entwickeln.

Unter dem Titel ,,Macht und Verantwortung“ erschien erst im Mai 2024 die Empfehlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), in der diese zu dem Schluss kommt, dass ,,Machtmissbrauch an den Hochschulen ein Missstand [bleibt] und es entscheidend [ist], dass Bemühungen zur Eindämmung von Machtmissbrauch fortlaufend verbessert und intensiviert werden“ (Hochschulrektorenkonferenz 2024, S. 3). Die HRK ruft Hochschulen dazu auf, Machtmissbrauch sichtbarer zu machen, Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung von Machtmissbrauch zu etablieren und ,,konsequent zu sanktionieren sowie Betroffene bestmöglich zu unterstützen“ (Hochschulrektorenkonferenz 2024, S. 4). Gleichzeitig findet sich in der Empfehlung keine Definition darüber, welche Handlungen unter Machtmissbrauch fallen, wie Sichtbarkeit dafür geschaffen werden kann oder welche Maßnahmen sich eignen, um Machtmissbrauch einzudämmen und Betroffene angemessen zu unterstützen. Auch in der öffentlichen Diskussion ist das Thema gerade omnipräsent (Ballaschk 2024; Eckert 2024; Baumgärtner 2024; 3sat 2024) und Initiativen wie z.B. #metooscience (https://portal.metoo.science/) oder das Netzwerk gegen Machtmissbrauch in der Wissenschaft (MaWi) (https://www.netzwerkmawi.de/) wurden mit der Absicht gegründet, für das Thema Machtmissbrauch in der Wissenschaft zu sensibilisieren und Betroffenen eine Stimme zu geben. Machtmissbrauch kann gravierende Folgen für das psychische und physische Wohlergehen der Betroffenen haben (Lipinsky et al. 2022; van Roosmalen und McDaniel 1998; Feltes et al. 2012). Zudem steht Machtmissbrauch in Zusammenhang mit den Verweilabsichten der Nachwuchsforscher:innen im Wissenschaftssystem. Betroffene wechseln dreimal so häufig die Institution oder Abteilung und 40 % der Betroffenen überlegen sogar, den akademischen Sektor ganz zu verlassen (Lipinsky et al. 2022).

Das geplante Forschungsvorhaben MiA (Machtmissbrauch in Academia sichtbar machen und präventiv begegnen) zielt darauf ab, Machtmissbrauch an Hochschulen in seiner Komplexität empirisch zu erfassen, ihn sichtbar zu machen und darüber hinaus Handlungsempfehlungen zur Eindämmung von Machtmissbrauch zu entwickeln. Durch ein Mixed‐Methods‐Design werden die verschiedenen Formen von Machtmissbrauch in der Wissenschaft sowie die relevanten Strukturen und Mechanismen analysiert. Basierend auf narrativen Interviews rekonstruieren wir Praktiken im Umgang mit Macht und Machtmissbrauch. Dabei nehmen wir sowohl die Perspektive der Betroffenen in den Blick, als auch von Akteur:innen, die Machtpositionen im wissenschaftlichen Feld bekleiden. Durch die Verzahnung qualitativer und quantitativer Forschungsansätze beabsichtigen wir das Phänomen “Machtmissbrauch” in seiner Komplexität empirisch zu erfassen und Aussagen über dessen quantitative Verbreitung zu machen, sowie kausale Effekte zu untersuchen. Daher wird unser Forschungsdesign durch eine deutschlandweite, quantitative Befragung von Postdocs, einer noch kaum erforschten Personengruppe, aus der die wissenschaftlichen Führungskräfte von morgen rekrutiert werden, ergänzt. Von besonderer Wichtigkeit ist für uns der Transfer der Ergebnisse in die Praxis, denn um gegen Machtmissbrauch vorgehen zu können, muss dieser zunächst als solcher erkennbar sein. Basierend auf den Projektergebnissen intendieren wir Handlungsempfehlungen für Hochschulen, ein Aufklärungsvideo und Sensibilisierungsmaßnahmen in Form von Workshops für verschiedene Statusgruppen in der Wissenschaft zu generieren. Im Rahmen der zweiten Förderperiode sollen diese Maßnahmen schließlich durch das Projektteam im Feld eingesetzt und evaluiert werden.

Fördergeber: BMBF