BINDUNG
Belastungsreduktion in der Demenzpflege und Gestaltungsoptimierung
Laufzeit: November 2019 bis Juli 2023 / Juli 2023 bis März 2024
Demenzerkrankungen sind eine Sammelkategorie für komplexe und dauerhafte Beeinträchtigungen der Hirnleistung, die mit diversen Beeinträchtigungen des Denkens, des Erinnerns, der Orientierung und des Verknüpfens von Gedanken einhergehen. Gerade die dafür notwendige Versorgung erfordert eine intensive und personenzentrierte Ausgestaltung. Die bestmögliche Unterstützung ist für Betreuungspersonen körperlich, geistig und seelisch kraftraubend. Im professionellen Arbeitsumfeld kann ein ungünstiger Umgang mit diesen Herausforderungen nicht nur Versorgungsmängel verursachen, sondern auf Seiten des Personals auch beruflich bedingte Erkrankungen erzeugen.
Vorhaben: Bei dem Projekt BINDUNG handelt es sich um ein innovatives Programm zur Belastungsreduktion und Gestaltungsoptimierung für Pflegende in der Demenzversorgung. Bereits frühere Forschungsprojekte von Professor Pohlmann belegen, dass es Fachkräften oftmals an Methoden, Zeit und Instrumenten fehlt, die es erlauben, eine professionelle und gleichwohl individuelle Beziehung zu Ihren Patienten einzugehen oder aufrecht zu erhalten. Die Auswirkungen dieses Beziehungsmangels sind vielfältig.
Ziel: Das Projekt BINDUNG soll dazu beitragen, prototypische Belastungsgrenzen von Fachkräften in der Versorgung demenziell Erkrankter zu identifizieren und vorausschauend prototypische Überlastfaktoren dialogisch mit den beteiligten Akteuren zu vermeiden. Da Kommunikations- und Beziehungsprobleme maßgeblich zu Verunsicherungen und Arbeitsbelastungen bei den Pflegenden beitragen, wurden seit 2019 zunächst spezielle Hilfen für eine gelingende Beziehung mit den Patientinnen und Patienten als Einstieg in die Arbeit mit Fachkräften ausgewählt. Diese Instrumente dienten als Ausgangsmaterial für die Verbesserung der Beziehungspflege.
Methodik: Im Projekt selbst konnten darauf aufbauend in einem strikt partizipativen Prozess weitere Materialen entwickelt werden. Diese werden bis Ende 2022 ergänzt und abschließend im laufenden Pflegebetrieb evaluiert.
Weiterführung: Bindung 2.0
Die bei BINDUNG 1.0 teilgenommenen Augsburger Pflegeeinrichtungen entscheiden sich das Projektziel der Beziehungsgestaltung fortzuführen und auszuweiten. Ziel soll a) die Finalisierung der begonnenen beziehungsgestaltenden E-Learning-Apps sein und b) die Evaluation der entwickelten Apps in den Wohnbereichen, sowie c) die Ausweitung der Beziehungsgestaltung zwischen 1) MitarbeiterInnen und BewohnerInnen mit Demenz auf die Beziehung zwischen 2) KollegInnen und 3) KollegInnen und Vorgesetzten und 4) KollegInnen und Angehörigen.
Hintergrund: Das Projekt BINDUNG 1.0 lässt erkennen, dass die Beziehungsgestaltung in der stationären Altenpflege einer der zentralen Faktoren für eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit und biopsychosoziale Gesundheit der MitarbeiterInnen ist. Gerade die aktuell hinzugekommenen Aufgaben und Projekte der Pflegeeinrichtungen wie die Umsetzung des § 113c SGB XI „Personalbemessung in vollstationären Pflegeeinrichtungen“ oder die Entwicklung neuer Springer-Pools/ Ausfallmanagementkonzepte zeigen, dass dies nur mit einer aktiven Beziehungsgestaltung geht. Auch um so die Versorgungsqualität der BewohnerInnen weiterhin ausreichend hoch zu halten. Die bei BINDUNG 1.0 teilgenommenen Häuser Servatius und Lechrain der Altenhilfe Augsburg entscheiden sich daher die Projektziele der Beziehungsgestaltung fortzuführen und auszuweiten.
Fördergeber: AOK Bayern / Altenhilfe Augsburg