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HM wirkt! Münchner Stadtmuseum – Typisch München

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Ein schlichter schwarzer Hintergrund und ein Dutzend Piktogramme. Das einprägsame Plakat für die Dauerausstellung des Münchner Stadtmuseums zu 850 Jahren Stadtgeschichte gestaltete Leonie Dauenhauer 2008. Über zwei Stockwerke hing es in übergroßer Aufmachung im Rosental. Die HM-Studentin des Kommunikationsdesigns hatte mit ihrem Entwurf den Wettbewerb um ein Aushängeschild für die neue Dauerausstellung des Münchner Stadtmuseums gewonnen.

Die Ausstellung war damals das größte Projekt, welches das Münchner Stadtmuseum bisher aufgesetzt hatte. Sie ist ein Rückblick auf die Emanzipation der Landeshauptstadt von ihrer höfischen Geschichte mit Ausstellungstücken allein aus dem Museumsbestand, die wissenschaftlich neu bearbeitet und umfänglich für die Schau restauriert wurden. Die Fragestellung von Kurator Dr. Thomas Weidner: „Was ist typisch München, seit wann und vor allem warum?“ Das war auch Dauenhauers erster Anknüpfungspunkt für die Plakatgestaltung.

Meine Grundidee war, die Geschichte der Stadt München authentisch darzustellen. Nicht nur das harmonische Leben unter dem weiß-blauen Baldachin, sondern die reale Geschichte, mit allen Dramen, Provokationen, politischen Ansätzen, der Völkerverständigung, der Freude, der grotesken Persönlichkeiten und dem, was München ausmacht.

– Leonie Dauenhauer, HM-Absolventin Kommunikationsdesign

Piktogramme für ein allgemeines Verständnis

Nach ihrer umfangreichen Recherche zur Stadtgeschichte entwickelte Dauenhauer eine Reihe von Piktogrammen – allgemeinverständliche Bilder. Es waren fünfzig verschiedene, darunter Themen wie das Olympia-Attentat, das Dritte Reich, Karl Valentin, die Allianz-Arena, Trachten, Stadtarchitektur und vieles mehr. In Zusammenarbeit mit ihrem betreuenden Professor Thomas Günther stellte sie verschiedene Kombinationen zusammen und traf schließlich die finale Auswahl. „Ich habe mich für die Darstellung als Piktogramme entscheiden, weil diese international verstanden werden. Sie überschreiten die Grenzen von Kulturen und Sprachen“, sagt Dauenhauer.

München entziffern

Von MünchnerInnen und Menschen aus aller Welt lassen sich die zwölf Zeichen leicht verstehen: Kulinarisch geht es um Weißwurst, Delikatessen von Feinkostkäfer Käfer oder Brezen. Bei den architektonischen Wahrzeichen der Stadt ist neben der Frauenkirche und dem Chinesischen Turm eine Moschee platziert.

Der Olympia-Dackel und Daisy, der Schoßhund des Münchner Modeschöpfers Rudolph Mooshammer, der gestalterisch eine Herausforderung war, lassen sich erkennen. Aber die Bulldogge? Diese, das erklärt Kurator Weidner, bezieht sich auf die rote Bulldogge der ironischen Wochenzeitschrift Simplizissimus, die über fünfzig Jahre lang die Münchner Boheme sowie LiteratInnen und Kulturschaffende begleitete. Schließlich das Schuhwerk: Pumps, Haferlschuh und in der Mitte: die Stiefel der SA im Nationalsozialismus. Die kritischen Gegenpole in den Reihen setzte Dauenhauer gezielt.

Das Plakat als beruflicher Startschuss

Dauenhauers Entwurf zur Dauerausstellung wird bis heute plakatiert. Heute sieht sie das Plakat als Sinnbild für ihren ersten großen Erfolg. „Ich bin heute noch unheimlich stolz darauf und dankbar, dass sich das Münchner Stadtmuseum sicher nicht für den einfachsten Entwurf entschieden hat, aber vielleicht für den spannendsten, der mit Sicherheit einige Diskussionen zur Folge hatte.“

Im Zuge des Erfolgs und Medieninteresses kamen AuftraggeberInnen auf Dauenhauer zu, was zur Gründung ihrer ersten Firma, der Lifestyle-Agentur LUXXON GmbH, führte. Ihr Metier hatte sie bereits vorher gefunden: „Kommunikationsdesign ist ein Werkzeug, um Inhalte zu transportieren. Egal ob Information, Emotion, Polarisation. Es ist ein großartiges Werkzeug für die Interaktion der Menschen.“

Ich wollte kritisch mit der Thematik umgehen, darin sah ich die eigentliche Chance. Dass dies auf Widerstand treffen würde, war mir bewusst, und genau das machte den Reiz für mich aus.

– Leonie Dauenhauer, HM-Absoventin Kommunikationsdesign

Design mit kritischer Botschaft

Die kritische Art von Design hat jedoch auch ihre Kehrseite. Aus etlichen „Typisch München!“-Plakaten wurden die Moscheen herausgekratzt. Für Dauenhauer ein Malheur? Nein: „Das ist natürlich auch eine Form von Kritik – in diesem Fall an meinem Entwurf. Was mir daran aber wieder gefällt, ist die Interaktion zwischen Design und Betrachter. Wenn man das schafft, ist das die Königsdisziplin.“

Christiane Taddigs-Hirsch

Schon gewusst? Der auf dem Plakat gezeigte Käfer, spielt auf den weltweiten Erfolg des Familienunternehmens Feinkost Käfer an. Michael Käfer ist ebenfalls ein HM-Absolvent.

Quellen:

Pressemitteilung Münchner Stadtmuseum (2016): Typisch München!
Dauerausstellung des Münchner Stadtmuseums.
Pressemitteilung Münchner Stadtmuseum (2016): Inhaltlicher Aufbau der Dauerausstellung “Typisch München!“ des Münchner Stadtmuseums.
Stephan Handel: "Typisch München" im Stadtmuseum: Konturen einer Stadt von. Süddeutsche Zeitung online 17. Mai 2010, 21:04 Uhr. Aufgerufen am 6. August 2021.
Interview mit Dr. Thomas Weidner und Leonie Dauenhauer 2021.